Förderverein URRC e.V.
Paskal

Paskal Layza ist Schüler der Special Education Training Class 2 (SETU), Muil Shedrak ist dort sein Lehrer. Beide stehen für mich sinnbildlich für die Arbeit im Usa River Rehabilitation Center, URRC. Beide haben auf mich einen nachdrücklichen Eindruck hinterlassen.

Paskal ist 17 Jahre und hat von Geburt an eine bilaterale spastische Zerebralparese der Beine. Dies hat zur Folge, dass er in seiner selbstständigen Gehfähigkeit deutlich eingeschränkt ist. In der Sprache der Medizin wird seine Gangstörung Kauergang (crouching gait) genannt. Die Betroffenen gehen mit stark gebeugten Knie- und Hüftgelenken, was eine hohe Anstrengung und Belastung besonders für die Knie- und Fußgelenke bedeutet.

Aufgrund seiner motorischen Einschränkungen behandelt ihn mein tansanischer Physiotherapeutenkollege Sifael Tango regelmäßig zwei bis drei Mal in der Woche in Einzeltherapie. Auf diesem Wege habe ich Paskal bereits im letzten Jahr meines SES-Einsatzes im URRC kennen gelernt. Wenn Paskal einem mit seinen großen Augen anschaut, witzige und neugierige Fragen stellt, dann kann man ihn einfach nur sympathisch finden. Allerdings müssen wir die Beine von Paskal in der Physiotherapie regelmäßig aufgrund seiner Muskelsehnenverkürzungen gezielt dehnen, da vergeht ihm schon mal das Lachen, zum Glück kommt es meist schnell wieder zurück.

Dieses Jahr musste ich feststellen, dass sich sein Gangbild noch einmal deutlich verschlechtert hat. Dies ist für die Zerebralparese nicht ungewöhnlich, da durch Wachstumsschübe und Gewichtszunahme die Hüft- und Kniebeugestellung (das Kauern) beim Stehen und Gehen mehr werden. Die Konsequenz aus diesem Befund bedeutete, dass wir Paskal den Vorschlag gemacht haben, beim Gehen einen Rollator zu benutzen. Durch das Abstützen auf der Gehhilfe kann er seine Beine entlasten, kommt mehr in Streckung und kann gleichzeitig auch schneller und längere Gehstrecken selbstständig bewältigen.

Und hier kommt Shedrak als sein Lehrer ins Spiel. Für Sifael Tango und mich war es sehr wichtig die Hauptbeziehungsperson von Paskal in diese Entscheidung mit einzubinden. Die Absprache war dann so, dass Paskal im Klassenraum weiterhin ohne Walker gehen soll, außerhalb bei Aktivitäten auf dem Gelände allerdings mit dem Walker.

Am Ende geht es immer darum die größtmögliche Teilhabe (Participation) im Alltag zu erreichen. Für Paskal heißt das mit auf den Sportplatz gehen zu können, auf dem Weg zur Andacht am Morgen mit den Kollegen mitzuhalten und nicht hinzufallen oder auch einfach mal entspannt auf dem Walker eine Sitzpause zu machen und mit anderen ein Schwätzchen zu halten und Spaß zu haben.

Mich hat sehr beeindruckt, wie Shedrak unsere fachlichen Gedanken verstanden und aufgegriffen hat, und wie einfühlsam er mit Paskal geredet hat. Für Paskal ist es nicht einfach zu verstehen, dass er trotz der ganzen Therapie und des oft harten Krafttrainings in der Mucki- Bude vom URRC scheinbar keine Verbesserungen erzielen kann. 

Mit seinem Lehrer zusammen konnten wir Paskal ermutigen, dass es für ihn ein großer Erfolg ist, wenn er seinen funktionellen Stand halten kann, und bezogen auf seine Gehfähigkeit keine Rückschritte macht.

Für mich ein schönes Beispiel, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle der Schüler im URRC funktioniert. Mit engagierten Physiotherapeuten und Lehrern die ihren Job mit wunderbarer Hingabe und Leidenschaft ausüben.

 

Stefan Daub, Leitender Physiotherapie am Hegau-Jugendwerk in Gailingen und Senior Expert am URRC

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